Erbhöfe im Stadtraum
Bozen und der Wein: eine uralte Verbindung, die noch immer das Stadtgefüge prägt, mit den zahlreichen Weingütern an den umliegenden Hängen, die bis in den urbanen Raum vordringen. Selbst in dicht besiedelten Stadtteilen ist es nicht ungewöhnlich, auf ein altes Bauernhaus zu stoßen, das daran erinnert, wie der Weinberg einst einen großen Teil des heutigen Gemeindegebiets einnahm. Die meisten Weingüter waren und sind um das Gehöft herum gebaut, im Besitz der Familien, die dort leben und arbeiten. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben, wie es das Gesetz des "geschlossenen Hofes" vorsieht, das die Unteilbarkeit des landwirtschaftlichen Eigentums bewahren und damit das Überleben der bäuerlichen Familienbetriebe sichern soll: In Südtirol waren laut einer 2010 durchgeführten Volkszählung von 20.200 Betrieben ganze 13.300 "geschlossene Höfe". Einige besonders alte davon, die seit mindestens zwei Jahrhunderten durch direkte Vererbung im Besitz der gleichen Familie sind, haben von der entsprechenden Landesbehörde die Bezeichnung "Erbhof" erhalten - als Anerkennung für die große Traditionsverbundenheit.
In Bozen und Umgebung gibt es neben den vielen geschlossenen Höfen auch einige Erbhöfe, die sich hauptsächlich dem Weinbau und dabei der Herstellung der autochthonen Bozner Weine widmen, sich aber meist auch der touristischen Beherbergung öffnen. Drei davon stellen wir Ihnen in aller Kürze vor, beginnend im Herzen des Stadtteils Gries, wo sich das Weingut Schmid Oberrautner befindet. 1363 gegründet und seit 21 Generationen von der gleichen Familie geführt, wird hier auf neun Hektar, größtenteils im Besitz der Familie, neben den Sorten Lagrein und St. Magdalena auch Blauburgunder, Merlot, Chardonnay und Weissburgunder angebaut, insgesamt etwa 70.000 Flaschen jährlich. Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle: Derzeit wird die neu gezüchtete Rebsorte Souvignier Gris eingeführt, eine PIWI-Sorte, die fast keine Pflanzenschutzmittel benötigt. In drei Jahren soll es die erste Ernte geben. Florian und Judith Schmid (oben im Bild) führen das Weingut mit Leidenschaft, Unternehmergeist und Visionen. Kürzlich haben sie drei exklusive Ferienwohnungen innerhalb der alten Mauern des Anwesens eingerichtet.
Nicht weit von der Stadt entfernt, in nördlicher Richtung am linken Eisackufer, befindet sich in Kardaun das 1629 von Simon Mayr erworbene Anwesen Mayr Unterganzner, wo die Familie Mayr seit zehn Generationen den Weinhof Mayr Unterganzner bewirtschaftet. Neben dem Haupterwerb Weinproduktion werden auf dem Gut Äpfel angebaut, in geringem Umfang auch Feigen, Kastanien, Walnüsse und Oliven - letztere seit mehr als zwanzig Jahren: Das erste Südtiroler Olivenöl, das in sehr begrenzten Mengen produziert wird, entsteht hier.
Auf der anderen Seite des Eisacks, in 2 km Entfernung, auf dem Hügel von St. Magdalena, finden wir einen weiteren Bozner Erbhof, nämlich das Weingut Kandlerhof, das heute von Martin Spornberger, mit Irene und dem Sohn Hannes geführt wird. Der Weinanbau erstreckt sich über eine Fläche von zwei Hektar, die mit Pergola bebaut ist. Die Hauptsorte ist der Vernatsch, aus der sie einen Roséwein und zwei verschiedene St. Magdalena-Weine herstellen. Weitere angebaute Rotweinsorten sind der Lagrein und der Merlot, als Weißwein wird ein Sauvignon produziert. Auch dies ist eine Spitzenadresse für einen Aufenthalt in der Ruhe der Weinberge, nur wenige hundert Meter von der Bozner Altstadt entfernt.